Wieviel Geld erhalten Menschen, die in einer Werkstatt (WfbM) beschäftigt sind?
Im Jahr 2022 lag der durchschnittliche monatliche Lohn in Werkstätten für behinderte Menschen bei 222 Euro (Quelle: BAG WfbM).
Wie setzt sich das Arbeitsentgelt in Werkstätten für behinderte Menschen zusammen?
Das Arbeitsentgelt besteht aus
- dem Grundbetrag
- dem individuellen Steigerungsbetrag
- und dem Arbeitsförderungsgeld
Der Grundbetrag liegt aktuell (2023) bei mindestens 126 Euro monatlich und entspricht dem im Berufsbildungsbereich gezahlten Ausbildungsgeld der Bundesagentur für Arbeit. In wirtschaftlich leistungsfähigen Werkstätten kann ein höherer Grundbetrag gezahlt werden.
Der individuelle Steigerungsbetrag bemisst sich nach der individuellen Arbeitsleistung der behinderten Menschen, insbesondere unter "Berücksichtigung von Arbeitsmenge und Arbeitsgüte" (§ 221 Abs. 2 Satz 2 SGB IX).
Das steuerfinanzierte Arbeitsförderungsgeld (kurz auch AFöG) liegt aktuell bei 52 Euro pro Monat. Das AFöG ist unabhängig von der Arbeitsleistung und wird an alle Beschäftigen in der Werkstatt ausgezahlt.
Die Werkstätten sind nach § 12 der Werkstättenverordnung dazu verpflichtet, wirtschaftliche Arbeitsergebnisse anzustreben, um ein leistungsangemessenes Arbeitsentgelt an die Beschäftigten zahlen zu können. Jeder Auftrag an eine Werkstatt für behinderte Menschen trägt mit dazu bei, dass angemessene Löhne gezahlt werden können und die sinnvolle Beschäftigung von behinderten Menschen ermöglicht wird.
Warum erhalten Beschäftigte in Werkstätten keinen Mindestlohn?
Behinderte Menschen, die in Werkstätten arbeiten, stehen in einem arbeitnehmerähnlichen Verhältnis. Für eine WfbM gilt das Mindestlohngesetz daher nicht.
Haben Werkstattmitarbeitende einen Anspruch auf Rente?
Nach 20 Jahren Arbeit in einer WfbM besteht für Beschäftigte der Anspruch auf die volle Erwerbsminderungsrente. Somit kann bereits neben der Beschäftigung auch eine Erwerbsminderungsrente bezogen werden. Viele Beschäftigte in Werkstätten erhalten bereits vorzeitig eine Altersrente. Die Beiträge für die Rentenversicherung trägt in der Regel der Träger der Werkstatt . Die Höhe der Altersrente orientiert sich nicht an dem tatsächlich erhaltenen Lohn sondern sondern an 80 % des Durchnittsentgeltes. Ein Beschäftiger in einer Werkstatt kann nach 45 Beitragsjahren einen Rentenanspruch von 1297 Euro erreichen (Stand 2023, Quelle BAG WfbM).
Wie können Mitarbeitende in Werkstätten (WfbM) ihre Existenz sichern?
Bei Beschäftigten, die neben dem Arbeitsentgelt der Werkstätten kein weiteres Einkommen haben, besteht in der Regel Anspruch auf Leistungen der Grundsicherung. Seit Januar 2023 haben sich die Sätze geändert und sind im Bürgergeldgesetz geregelt. Der Höchstsatz liegt bei 502 Euro (Stand 2023). Zudem werden in der Regel die Kosten für Wohnung, Heizung und Mehrbedarf übernommen. Wie hoch der Leistungsanspruch einer Person tatsächlich ist, ergibt sich nach Anrechnung des Einkommens auf die individuell ermittelte Bedarfssumme (§ 82 SGB XII). Das AFöG bleibt bei WfbM-Beschäftigten anrechnungsfrei (§ 59 Abs. 2 SGB IX).